Deutsch
Der Begriff „deutsch“ steht als Adjektiv im weiteren Sinne für das Deutschland, die Deutschen und das Deutsche betreffend, im engeren Sinne für die deutsche Sprache. Etymologisch leitet sich das Wort vom gotischen peudisk und germanischen thiutisk ab und bedeutet „zum Volk gehörig“. Mit ihm wurden die Sprachen und Dialekte der nördlich der Alpen lebenden germanischen Völker, die zunächst eigene Namen trugen, in einem Begriff zusammengefasst, um sie von den latein- und romanischsprechenden (welschen) Nachbarvölkern abzugrenzen. Sein Ursprung geht auf das 4. Jahrhundert zurück, wobei bis zum 11. Jahrhundert die lateinische Form theodiscus dominierte. Auch die althochdeutsche Form diutsch oder tiutsch lässt sich seit dieser Zeit belegen, genauso wie der Begriff Regnum Teutonicum für den deutschsprachigen Teil des Heiligen Römischen Reiches. Daraus wurde dann im Neuhochdeutschen später teutsch beziehungsweise deutsch.
Andere Sprachen und Völker haben die Selbstbezeichnung nur zum Teil übernommen. Neben den Niederlanden und Skandinavien sind hier vor allem Italien (tedesco) und die fernöstlichen Länder (China, Japan, Korea) zu nennen. Weiter verbreitet ist der Rückgriff auf das seit dem 2. Jahrhundert vor Christus nachweisbare lateinische Wort germani, dessen Herkunft nicht sicher geklärt ist. Es wird im Englischen, aber auch in einigen romanischen oder slawischen Sprachen verwendet. In den von Frankreich und Spanien beherrschten Gebieten dominiert dagegen der vom westgermanischen Volksstamm abgeleitete Begriff aleman, während sich im slawischen und südosteuropäischen Sprachraum nemec durchgesetzt hat, das für „Fremdsprachige“ steht.
Die Geschichte der deutschen Sprache lässt sich unter Einschluss ihrer germanischen Vorläufer bis ins 3. Jahrtausend vor Christus zurückverfolgen. Im engeren Sinne beginnt sie – noch in viele Schreibdialekte unterteilt – mit der Herausbildung des Althochdeutschen im 7. Jahrhundert, aus dem dann ab dem 11. Jahrhundert das Mittelhochdeutsche und ab dem 14. Jahrhundert das Frühhochdeutsche hervorging. Dort entstand erstmals eine überregionale Schriftsprache, die sich bis zum 17. Jahrhundert zur heutigen neuhochdeutschen Schriftsprache fortentwickelte. Die seither entstandene Standardsprache stellte einen Kompromiss zwischen den nieder-, mittel- und oberdeutschen Dialekten dar, die das mündliche Sprachgebiet bis heute trennen. Maßgeblich zur Standardisierung trugen das von Jacob und Wilhelm Grimm ab 1852 herausgegebene (erst 1961 vollendete) Deutsche Wörterbuch sowie die von Konrad Duden vereinheitlichten Rechtschreibregeln bei, die 1902 im gesamten deutschen Sprachraum verbindlich wurden.
Dieser umfasst heute zwischen 90 und 105 Millionen Muttersprachler in Deutschland, Österreich, der Deutschschweiz, Liechtenstein und Luxemburg. Deutschsprachige Minderheiten finden sich darüber hinaus in Ostbelgien und Südtirol, wo sie verfassungsrechtlich besonderen Schutz genießen, sowie in Elsass, Lothringen, Nordschleswig und Teilen Rumäniens. Deutsch ist damit die am weitesten verbreitete Muttersprache in der Europäischen Union. Auch in Südafrika und Namibia ist es als Minderheitensprache anerkannt. Als Zweitsprache wird das Deutsche von etwa 60 Millionen Menschen benutzt, womit es hinter dem Englischen (über eine Milliarde) und Französischen (knapp 200 Millionen) deutlich zurückliegt.
© Prof. Dr. Frank Decker (Universität Bonn)