Stimmen zum Denkmal
Da es sich um ein Bürgerdenkmal handelt, sind die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, über die Inhalte des Denkmals mitzudiskutieren. Es stellt sich sehr bewusst die Frage, welches Freiheits- und Einheitsverständnis haben wir? Ist diese Einheit erreicht oder muss sie täglich neu erstritten werden? Es ist ein Denkmal für uns alle.Dr. Andreas H. Apelt (Beauftragter des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft e.V.)
Es soll ein Denkmal des Stolzes und der Freude sein, aber keines der Selbstzufriedenheit und Selbstgerechtigkeit. Es sollte allen unseren Landsleuten – über die geographischen, sozialen und politisch-weltanschaulichen Scheidelinien hinweg – erlauben, sich damit zu identifizieren, es zumindest anzunehmen.
Prof. Dr. Peter Brandt (Historiker des Kuratoriums der Deutschen Gesellschaft e. V.)
Das geplante Denkmal ist ein Anstoß, ein Anreger zum Nachdenken – im besten Sinne ‚Denk mal drüber nach!' Ein Denkmal ist zunächst ein Gefühlsmoment. Es vermittelt ein Bild. Wenn dieses gut ist, wird es Gegenstand einer Erzählung. Es ist schon viel gewonnen, wenn die Deutschen im Vorfeld der Errichtung des Denkmals die Diskussion darüber führen: Was sind wir eigentlich? Was wollen wir eigentlich sein?
Jürgen Engert (†) (Gründungsdirektor des ARD-Hauptstadtstudios)
Ich bin froh, dass wir jetzt [nach der Entscheidung des Deutschen Bundestages vom 1. Juni 2017] endlich Klarheit haben und die Hängepartie um das Denkmal für die Deutsche Einheit beendet ist. So umstritten einzelne Aspekte dieses Denkmals sind, so breit ist doch der gesellschaftliche Konsens, der Friedlichen Revolution von 1989 als solcher angemessen öffentlich zu gedenken. Das Denkmal ist ein Zeichen, dass wir nicht nur an den Abgründen unserer Geschichte reifen, sondern auch die Höhepunkte würdigen wollen.
Prof. Monika Grütters, MdB (Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien a. D.)
Die Politik sollte den Mut haben, dort die Zivilcourage des Volkes in einer friedlichen Revolution auf den Sockel zu heben, wo bisher historische Zeichen des Triumphes nur auf militärische Siege verweisen. Ein solches Denkmal wäre auch ein notwendig ergänzender Teil zur vielfältigen Gedenklandschaft in der deutschen Hauptstadt, die an deutsche Schuld erinnert und uns zur Verantwortung mahnt.
Prof. Dr. Norbert Lammert (Präsident des Deutschen Bundestages a. D.)
Die geschichtsträchtige Mitte Berlins erhält nun endlich ein Denkmal, das gerade für die nachfolgenden Generationen von zentraler Interesse ist.
Dr. h.c. Lothar de Maizière (Ministerpräsident a. D. und ehem. Vorstandvorsitzender der Deutschen Gesellschaft e. V.)
Berlin ist wieder die Hauptstadt aller Deutschen. Deshalb gehört ein Nationaldenkmal von dieser Tragweite und Auswirkung in die Mitte der wiedervereinigten Hauptstadt. Der gewaltige leere Sockel des historischen Nationaldenkmals erinnert daran, dass Deutschland unter Bismarck zum ersten Mal geeint wurde: von oben. Er bietet das Fundament für ein Freiheits- und Einheitsdenkmal der Friedlichen Revolution: von unten.
Florian Mausbach (Präsident Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung a. D.)
Seit langem hat die Deutsche Gesellschaft e. V. ein sichtbares Zeichen der Erinnerung gefordert. [...] Es wird im Herzen Berlins, auf der Berliner Schlossfreiheit, in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft an die wohl glücklichsten Ereignisse der jüngeren deutschen Geschichte erinnern. [...] Es braucht Orte und Momente des öffentlichen Gedenkens. Sie sind Ausdruck des Zusammenwachsens und des Zusammenhalts einer Nation.
Dr. Angela Merkel (Bundeskanzlerin a. D.)
Einigkeit und Recht und Freiheit haben sich durchgesetzt. Dieses Signal soll in die Zivilgesellschaft zurückwirken.
Franz Müntefering (Bundesminister a. D.)
Es geht um Selbstvergewisserung: Wir sind das Volk. Wir sind ein Volk! Das Denkmal ist dem Volk gewidmet. Damit ist ein Anspruch verbunden: Nicht die da oben sind an allem schuld, sondern die Bürgerinnen und Bürger selbst haben in der Demokratie die Macht. Wir wollten den Sockel des alten Reiterdenkmals von Kaiser Wilhelm für diese neue Bestimmung ‚aufheben'.
Günter Nooke (Bürgerrechtler und ehem. Persönlicher Afrikabeauftragter der Bundeskanzlerin a.D.)
Das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin kann man als einzigartig bezeichnen. Es ist einzigartig, weil es im Gegensatz zu den meisten anderen Denkmälern an die positiven und freudigen Ereignisse der deutschen Geschichte erinnern soll – sozusagen an den Glücksfall deutscher Geschichte.
Hans-Joachim Otto (Parlamentarischer Staatssekretär a. D. und ehem. Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages)
Es hat in Deutschland viele Orte gegeben, an denen es wichtige Ereignisse gab, zum Beispiel die Leipziger Montagsdemonstrationen. Aber die Einheit wurde von der freigewählten Volkskammer in Berlin beschlossen. Außerdem ist Berlin die Hauptstadt des Landes und damit auch die Hauptstadt unserer Erinnerungskultur.
Prof. Dr. Dr. h.c. Richard Schröder (Theologe)
Allein schon die Tatsache, dass das Denkmal bereits einen Spitznamen hat, ‚Einheitswippe', zeigt, wie populär das ist. Und dass sich viele Leute über den Entwurf aufregen, muss kein Nachteil sein. Kunst ist ja immer auch ein Stück Provokation, die Leute sollen darüber nachdenken. Diese Wippe, wo man nach rechts und nach links laufen kann, symbolisiert die Situation von 1989/90 schon sehr gut.
Dr. Stefan Wolle (Historiker und wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums Berlin)