Die Idee

Die Geschichte des Freiheits- und Einheitsdenkmals begann im Jahr 1998 mit einem öffentlichen Rundbrief, der an vier Amtsträger adressiert worden war: an Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, Bundesratspräsident Gerhard Schröder, Bundeskanzler Helmut Kohl und Eberhard Diepgen, den Regierenden Bürgermeister von Berlin. Verfasser waren prominente Persönlichkeiten: Jürgen Engert, Gründungsdirektor des ARD-Hauptstadtstudios, Lothar de Maizière, erster demokratisch gewählter und zugleich letzter Ministerpräsident der DDR, Florian Mausbach, Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, und der Bürgerrechtler Günter Nooke. Sie erinnerten in ihrem Brief, der den programmatischen Titel „Initiative Denkmal Deutsche Einheit“ trug, an die Friedliche Revolution 1989/90 und riefen dazu auf, „die historische Bedeutung jener Tage zu würdigen“. Der Fall der Berliner Mauer und die deutsche Wiedervereinigung seien, so die Verfasser, nicht nur große nationale Ereignisse gewesen, sondern würden zugleich einen bedeutsamen Umbruch für Europa und die internationale Staatenwelt markieren.

Die Begründung war zutreffend: „Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze endete ein Jahrhundert zweier Weltkriege und zweier auf Weltherrschaft gerichteter totalitärer Diktaturen. Die Wende brachte das Ende eines halben Jahrhunderts Teilung des Landes, seiner Hauptstadt und seiner Nation. Sie war zugleich ein europäisches Phänomen: Ohne den Prager Frühling, ohne Polens Solidarność, ohne Glasnost und ohne die Öffnung der ungarischen Grenzen hätte es die Wende nicht gegeben, ohne die zahllosen Opfer, die den Weg bereiteten, nicht die friedliche Revolution. Sie wäre aber auch ohne die westliche Entspannungspolitik nicht möglich gewesen.“ Das Fazit der Autoren lautete: „Mit der friedlichen Revolution, der Wiedervereinigung in Freiheit und der Anerkennung der Grenzen sind wir gleichberechtigte Partner in der Völkergemeinschaft geworden.“

Über viele Jahre hinweg führte eine kontrovers geführte Debatte zu der Entscheidung, ein Freiheits- und Einheitsdenkmal in der Mitte der Hauptstadt zu errichten. Als Standort des Denkmals wurde die Berliner Schlossfreiheit auserkoren – ein Areal auf der Museumsinsel, das in der Geschichte immer wieder zum Schauplatz geworden war. Er liegt zwischen dem Kronprinzenpalais, in dem am 31. August 1990 der Einigungsvertrag unterzeichnet wurde, und dem Standort des zurückgebauten Palastes der Republik, in dem am 20. August 1990 die Volkskammer den Beitrittsbeschluss fasste. Am 4. November 1989 waren zehntausende Menschen an der Schlossfreiheit vorbei zur Abschlusskundgebung auf den Alexanderplatz gezogen, wo sich fast eine halbe Million Menschen zur Kundgebung versammelten: Es war die größte Demonstration dieses Herbstes und ein Meilenstein der Friedlichen Revolution in der DDR.

So richtet das Denkmal mit seinem Standort, unmittelbar vor dem Humboldt Forum im Berliner Schloss gelegen, den Blick aus der historischen Mitte Berlins auch in die Zukunft: Es soll ein Anstoß sein, „den demokratischen Aufbruch jener Tage fortzusetzen“, und als „symbolischer Mittelpunkt und Treffpunkt der streitbaren Demokratie“ wirken - jener Demokratie, die Bürgerinnen und Bürger unter größten Anstrengungen erkämpften.

© Dr. Andreas H. Apelt (Deutsche Gesellschaft e. V.)

 

Kurzbiographien der Initiatoren

 

Jürgen Engert

Geb. 1936 in Dresden. Studium der Geschichte, Germanistik und Philosophie in München und Berlin, zugleich journalistische Tätigkeiten. 1974 Chefredakteur der Tageszeitung „Der Abend“, 1984 Moderator des Politikmagazins „Kontraste" der ARD., 1987 Chefredakteur des Senders Freies Berlin (SFB). Gründungsdirektor des ARD-Hauptstadtstudios. 1976 ausgezeichnet mit dem Theodor-Wolff-Preis. Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft e. V. Jürgen Engert verstarb 2021 in Berlin.

 

Dr. h.c. Lothar de Maizière

Geb. 1940 in Nordhausen. Studium im Fach Viola an der Musikhochschule „Hanns Eisler Berlin", anschließend Musiker. Fernstudium Rechtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin, anschließend Rechtsanwalt.  März bis Oktober 1990 Mitglied der Volkskammer, April 1990 Wahl zum Ministerpräsidenten der DDR. 1990/91 stellvertretender Vorsitzender der CDU Deutschlands. 1990/91 Mitglied des Deutschen Bundestages. Oktober bis Dezember 1990 Bundesminister für besondere Aufgaben. Gründungsmitglied und von 2009 bis 2022 Vorstandsvorsitzender Deutsche Gesellschaft e. V.

 

Florian Mausbach

Geb. 1944 in Koblenz. Studium der Architektur in Braunschweig und Berlin. 1995 bis 1998 Präsident der Bundesbaubehörde der Bundesbaudirektion, 1998 bis 2009 Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, als solcher verantwortlich insbesondere für die Bundesbauten in Bonn, Berlin und im Ausland. Schwerpunkt seiner Tätigkeit: der Aufbau Berlins als Bundeshauptstadt. Kuratoriumsmitglied der Deutschen Gesellschaft e. V.

 

Günter Nooke

Geb. 1959 in Forst (Lausitz). Studium der Physik in Leipzig. 1989 Mitbegründer des Demokratischen Aufbruchs. 1990 Mitglied der Volkskammer der DDR. 1990 bis 1994 Mitglied des Landtages Brandenburg. 1998 bis 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages. 2006 Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, 2010-2021 Afrikabeauftragter der Bundeskanzlerin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Stellvertretender Kuratoriumssprecher der Deutschen Gesellschaft e. V.

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